Geschichtsbewusstsein: Was Deutschland von Russland lernen könnte

Eine kritische Betrachtung der Geschichtsschreibung im 2. Weltkrieg – von Peter Hänseler (Teil 3/3).

Autor: Peter Hänseler. Dieser Beitrag wurde mit dem Pareto-Client geschrieben. Sie finden alle Texte der Friedenstaube und weitere Texte zum Thema Frieden hier. Die neuesten Pareto-Artikel finden Sie auch in unserem Telegram-Kanal.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Forum Geopolitica.


Die neuesten Artikel der Friedenstaube gibt es jetzt auch im eigenen Friedenstaube-Telegram-Kanal.

Das ist der dritte Teil dieses Artikels. Lesen Sie hier Teil 1 und Teil 2.


Manstein – Held statt Kriegsverbrecher

Bis heute wird Erich von Manstein international als taktisches Genie gefeiert. Es trifft zu, dass Manstein ein hervorragender General war. Ihm wird etwa die geniale Strategie der Deutschen im Frankreichfeldzug 1940 zugeschrieben, als die Deutschen einen Überraschungsangriff durch die Ardennen führten und damit die Franzosen komplett überrumpelten. Weiter sind seine Erfolge in Sevastopol 1941/1942 und Kharkow 1943 zu nennen. Sein Heldenstatus als General beeinflusste sogar die alliierten Führer. Als Manstein nach dem Krieg vor Gericht gestellt wurde, unterstützte ihn sogar Winston Churchill finanziell bei der Deckung der Anwaltskosten. Manstein war jedoch – wie alle deutschen Frontgeneräle – ein übler Kriegsverbrecher.

1.00

Dr. Ohlendorf legte dazu Zeugnis ab: Die Einsatzgruppen waren den Heeresgruppen nicht nur zugeteilt, sondern unterstellt. Offiziere der Schlächtergruppen wurden in die Führungsgruppe um Manstein abgestellt, um mit den Offizieren die Abschlachtung zu koordinieren. In seiner Zeugenaussage sagte Ohlendorf unter anderem aus, dass von Mansteins Führung der Befehl kam, die «Aktionen» mindestens 200 km von der Wehrmacht auszuführen. Damit blieben keine Fragen offen. Von Manstein wusste nicht nur von dem Völkermord, sondern koordinierte ihn auch mit der SS. Zwar wurde von Manstein zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, saß jedoch nur kurz in Haft und wurde entlassen, um zwei Bestseller zu schreiben «Verlorene Siege» (1955) und «Aus einem Soldatenleben» (1958). Verlorene Siege las ich zum Teil: Eine Beschönigung der eigenen Leistungen, wo alle Fehler dem verstorbenen Hitler und seinem Erzfeind Halder in die Schuhe geschoben wurden, unter Weglassung des mit ihm koordinierten Genozids an den Russen. Eine üble, aber bequeme Verdrehung der Fakten.

Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Beispiele aus einem Topf von Hunderten oder Tausenden von unappetitlichen Fakten herausgegriffen wurden, um als Beispiele dafür zu dienen, dass die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Zeiten danach so nachhaltig vergewaltigt wurde, dass Lügen zu Fakten und Fakten zu Lügen wurden.

Franz Halder – 15 Millionen russische Zivilisten auf dem Gewissen

Zu den unappetitlichsten Figuren des Dritten Reichs zählte Franz Halder, der von 1938 bis 1942 Chef des Generalstabs des Heeres war. Er war eng in die Pläne zur Eroberung Russlands und somit auch in den Genozid involviert und hätte es auf jeden Fall verdient, nach dem Krieg hingerichtet zu werden.

1.00

Seine Abteilung machte den Genozid an der russischen Zivilbevölkerung erst möglich: Der Kommissarbefehlg) vom 6. Juni 1941, der in der Allgemeinheit mehr oder weniger bekannt ist, verpflichtete das deutsche Ostheer, alle gefangen genommenen Politoffiziere der Roten Armee noch im Frontbereich auszusondern und an Ort und Stelle zu exekutieren. Der sogenannte Kriegsgerichtsbarkeitserlass vom 13. Mai 1941 war die Freikarte für alle Angehörigen der deutschen Streitkräfte, die sowjetische Bevölkerung abzuschlachten.

Der Befehl ist in mehrfacher Hinsicht zentral für den Genozid:

Erstens, der Befehl wurde nicht etwa von Heinrich Himmler, Chef der SS, erlassen. Dies ist wichtig im Zusammenhang, dass seit dem 2. Weltkrieg versucht wird, Völkermord und Kriegsverbrechen in die Schuhe der SS zu schieben, um die Wehrmacht reinzuwaschen. Der Befehl kam vom Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Wilhelm Keitel. Adressatin war somit die Wehrmacht und nicht etwa die SS.

Zweitens, dieser Befehl entzog den Entscheid zu morden der Zuständigkeit der Kriegs- und Standgerichte.

Drittens, gegen Ortschaften, welche sich gegen die Besatzung wehrten – das wird wohl jede Ortschaft gewesen sein, welche angegriffen wurde – wurden kollektive Gewaltmaßnahmen angeordnet, sprich Genozid. 

Viertens, Armeeangehörige, welche diesen Genozid ausführten, wurden nicht verfolgt, indem folgendes formuliert wurde: «für Handlungen, die Angehörige der Wehrmacht und des Gefolges gegen feindliche Zivilpersonen begehen, besteht kein Verfolgungszwang, auch dann nicht, wenn die Tat zugleich ein militärisches Verbrechen oder Vergehen ist

Vom Quantitativen her war Halder somit übler als etwa Reinhard Heydrich und hätte das schlimmste Schicksal verdient. Das Gegenteil war der Fall: Er wurde von den USA zum Leiter der deutschen Abteilung der Kriegsgeschichtlichen Forschungsgruppe der US-Army (Operational History (German) Sectionn)) ernannt und erhielt den Auftrag, die Geschichte des Ostfeldzugs zu verfassen. Halder verklärte den Ostfeldzug der Nazis zu einem Präventivschlag und war der Architekt des Mythos „Saubere Wehrmacht”, ein Narrativ, das den Fakten keinesfalls standhält, aber noch heute in den Köpfen der Deutschen verankert ist – frei nach dem Motto: „SS schlecht, Wehrmacht gut.”


DIE FRIEDENSTAUBE FLIEGT AUCH IN IHR POSTFACH!

Hier können Sie die Friedenstaube abonnieren und bekommen die Artikel zugesandt, vorerst für alle kostenfrei, wir starten gänzlich ohne Paywall. (Die Bezahlabos fangen erst zu laufen an, wenn ein Monetarisierungskonzept für die Inhalte steht). Sie wollen der Genossenschaft beitreten oder uns unterstützen? Mehr Infos hier oder am Ende des Textes.

Sie schreiben und haben etwas zum Frieden zu sagen?

Melden Sie sich gerne: friedenstaube@pareto.space


Tod von Hitler und Bormann – wo ist das ganze Geld?

An dieser Stelle möchte ich mit zwei Beispielen aufzeigen, auf welch tönernen Füssen die offiziellen Versionen über das Verbleiben von zwei der größten Figuren von Nazideutschland stehen. Die folgenden Ausführungen sollen lediglich aufzeigen, dass die offizielle Geschichtsschreibung auch in den wichtigsten Belangen möglicherweise falsch ist. Dass an den folgenden Theorien Wahres enthalten sein könnte, ergibt sich bereits aus den Reaktionen der Gralshüter der offiziellen Geschichtsschreibung: «Verschwörungstheorien!»

Adolf Hitlers Tod

Adolf Hitler starb offiziell am 30. April 1945 durch Suizid im Führerbunker in Berlin. Viel wurde darüber geschrieben und viele Filme gedreht, wohl auch um dieses Kapitel zu schließen, denn viele Bücher und Filme lassen ein Ergebnis als sicher erscheinen. Es gab immer wieder Theorien, dass Hitler überlebt habe, aber diese Theorien wurden reflexartig als Verschwörungstheorien abgetan. Eine Geschichte jedoch – auch diese wurde selbstverständlich als Verschwörungstheorie abgetan – wurde äußerst aufwendig recherchiert. 2011 publizierte der britische Autor Simon Dunstan zusammen mit dem Journalisten Gerard Williams das Buch «The Grey Wolf» (dt. Der graue Wolf), das 2014 als Dokudrama adaptiert wurde. Danach floh Hitler nach Argentinien und starb dort 1962. Ich habe das Buch gelesen und die Doku gesehen, beides war spannend und glaubwürdig. Ich weiß jedoch nicht, ob diese Geschichte wahr ist. Was jedoch überrascht, ist der Umstand, dass sich keine Universität der Sache angenommen hat.

Martin Bormanns Tod

Auch der Tod von Martin Bormann ist sagenumwoben. Offiziell starb er am 2. Mai 1945 auf der Flucht aus dem Führerbunker. 1972 fand man dann den Schädel von Bormann. Diese Geschichte hat jedoch drei Haken. Erstens wurde der Schädel nicht an dem Ort gefunden, an dem die damaligen Zeugen angaben, dass Bormann gestorben sei. Zweitens enthielt der Schädel Erdreste, die es in Berlin nicht gibt, sondern nur in Paraguay. Zudem wies ein Zahn am Schädel eine Behandlungsmethode auf, die es 1945 noch gar nicht gab. Auch bezüglich Bormann wird jede Theorie, dass er den Krieg überlebt hat, als Verschwörungstheorie abgetan.

Ich habe mich mit diesen Geschichten nie im Detail befasst. Das Leben hat mich jedoch gelehrt, der «offiziellen» Meinung nicht zu trauen. Fakt ist, dass nach dem Krieg Tausende von Nazis nach Südamerika flohen und dort meist unbehelligt lebten – die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen, sind etwa Adolf Eichmann, Klaus Barbie, Erich Priebke. Sie wurden mit viel Brimborium als Quotennazis bestraft, mehr nicht.

Wo ist das ganze Geld?

Nie wurde klar untersucht, wo die ganzen riesigen Vermögenswerte verblieben, welche während der Nazi-Zeit, ab ca. 1943 aus Deutschland, verschoben wurden. Gemunkelt wird, dass Bormann ab 1943, der unter anderem als Säckelmeister von Hitler amtete, riesige Vermögenswerte in Form von Gold, Devisen und Patenten auf allen möglichen Wegen ins Ausland schaffte.

Mark Felton, ein britischer Historiker, der einen sehr erfolgreichen YouTube-Kanal betreibt, zeigte in einem Beitrag – Himmler’s Fourth Reich – SS Assets in Global Conspiracy, auf, dass die SS nicht nur märchenhaft reich wurde, unter anderem durch das Betreiben von Hunderten von KZs, sondern dass die SS ihre Leute in den Aufsichtsräten der großen Firmen in Deutschland strategisch platzierte und somit faktisch die Kontrolle übernahmen. Am 10. August 1944 fand dann eine Sitzung im Hotel Maison Rouge in Strassbourg statt. Anlässlich dieser Sitzung, an der die großen Industriellen teilnahmen, wurden «Untergrundaktivitäten» nach dem Untergang des 3. Reichs besprochen und die Übertragung von Vermögenswerten in neutrale Länder.

Nie wurde abgeklärt, wie diese Kapitalflüsse aussahen, wie diese riesigen Summen nach dem Krieg wieder zurückflossen und wer als Eigentümer dieser Vermögenswerte auftrat oder heute auftritt. Vereinfachte Frage: Wem gehörte denn die «Deutschland AG»? Dazu gehörten bis anfangs der 90-er Jahre etwa, die Deutsche Bank, die Allianz, MAN, VEBY, VIAG, Thyssen Krupp, Klöckner Werke, Ruhrkohle, Daimler-Benz, VW, Preussag, Hoesch, Ruhrgas, Mannesmann, BASF etc. Diese Firmen – oder ihre Vorgänger – bestanden alle bereits während der NAZI-Zeit.

Sie können davon ausgehen, dass es viele, sehr mächtige Leute gibt, die keineswegs daran interessiert sind, Klarheit über die hier aufgeworfenen Fragen zu schaffen. Zu viel Unappetitliches würde herauskommen. Es ist sehr gut möglich, dass diese Beteiligungen direkt oder indirekt durch die heute bestehenden riesigen Finanzkonglomerate wie BlackRock etc. gehalten werden, die eine Intransparenz versprechen, welche unmöglich durchbrochen werden kann – Ziel erreicht.

Fazit

Russland wird immer ein Feind für uns bleiben“ (Wadephul), «Putin ist ein Kriegsverbrecher. Es ist vielleicht der schwerste Kriegsverbrecher unserer Zeit, den wir zurzeit im großen Massstab sehen» (Merz). Es gibt kein Land in der Weltgeschichte, das sich gegenüber einem anderen Land dermaßen grausam verhalten hat, wie Deutschland gegenüber Russland – diese Untaten liegen Dekaden, nicht Jahrhunderte, zurück.

Abgesehen davon, dass sich Merz damit nicht nur als Bundeskanzler, sondern auch als Mensch komplett disqualifiziert, beweist er, dass Deutschland kein Geschichtsverständnis hat. Im Gegensatz zu Russland übte und übt sich Deutschland nicht darin, seine Geschichte aufzuarbeiten, die Geschichte zu hinterfragen und aus ihr Lehren für die Zukunft zu ziehen. Zu verlogen wird die Geschichte dargestellt, als dass man die Energie aufzubringen gewillt ist, aufzuräumen. Diese Verlogenheit wurde von den Deutschen auf jeden Fall erkannt – zuerst unter Hitler – und dann unter dem neuen Regime, das von den USA gelenkt wurde und wird. Unter Hitler war man bereit, das Wohl der Juden und der Zivilisten in den besetzten Gebieten zu opfern, unter der neuen Regierung wurde die Geschichte geopfert, beides Mal für ein besseres wirtschaftliches Fortkommen – eine Lebenslüge und ein Pakt mit dem Teufel.

Diese Kombination von verheerenden Einflüssen – kein Geschichtsverständnis und ein Pakt mit dem Teufel – werden die Geschichte wiederholen lassen. Falls Sie Deutscher sind und diese Meinung teilen, wäre es Zeit, aufzustehen.


LASSEN SIE DER FRIEDENSTAUBE FLÜGEL WACHSEN!

Hier können Sie die Friedenstaube abonnieren und bekommen die Artikel zugesandt.

Schon jetzt können Sie uns unterstützen:

  • Für 50 CHF/EURO bekommen Sie ein Jahresabo der Friedenstaube.
  • Für 120 CHF/EURO bekommen Sie ein Jahresabo und ein T-Shirt/Hoodie mit der Friedenstaube.
  • Für 500 CHF/EURO werden Sie Förderer und bekommen ein lebenslanges Abo sowie ein T-Shirt/Hoodie mit der Friedenstaube.
  • Ab 1000 CHF werden Sie Genossenschafter der Friedenstaube mit Stimmrecht (und bekommen lebenslanges Abo, T-Shirt/Hoodie).

Für Einzahlungen in CHF (Betreff: Friedenstaube):

1.00

Für Einzahlungen in Euro:

Milosz Matuschek

IBAN DE 53710520500000814137

BYLADEM1TST

Sparkasse Traunstein-Trostberg

Betreff: Friedenstaube

Wenn Sie auf anderem Wege beitragen wollen, schreiben Sie die Friedenstaube an: friedenstaube@pareto.space


Sie sind noch nicht auf Nostr und wollen die volle Erfahrung machen (liken, kommentieren etc.)? Zappen können Sie den Autor auch ohne Nostr-Profil! Erstellen Sie sich einen Account auf Start. Weitere Onboarding-Leitfäden gibt es im Pareto-Wiki.

Das Pareto-Projekt wird eine Schweizer Genossenschaft! Wollen Sie mit dabei sein? Mehr Infos hier und hier (engl.).