Eine kritische Betrachtung der Geschichtsschreibung im 2. Weltkrieg – Von Peter Hänseler (Teil 2/3).
Autor: Peter Hänseler. Dieser Beitrag wurde mit dem Pareto-Client geschrieben. Sie finden alle Texte der Friedenstaube und weitere Texte zum Thema Frieden hier. Die neuesten Pareto-Artikel finden Sie auch in unserem Telegram-Kanal.
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Das ist der zweite Teil dieses Artikels. Lesen Sie hier Teil 1.
Vom Freund zum Feind in einem Wimpernschlag
Während des Krieges wurde Russland als großartiger Freund und Verbündeter gefeiert, indem man von Spitzenregisseuren wie Frank Capra Propagandafilme drehen ließ. Ich verweise auf den fünften Teil der amerikanischen Propagandafilmserie «Why we fight», der den Namen «The Battle of Russia» trug.
Innert eines Wimpernschlages wurde Russland jedoch nach dem Krieg wieder zum Feind. General Patton brachte den Vorschlag auf, die UdSSR anzugreifen und kurz darauf begann die Jagd auf Kommunisten in den USA, wobei man einfach alle jene, welche man zerstören wollte, «Kommunisten» nannte. Vergleiche mit Hexenverfolgungen im Mittelalter muss diese menschenverachtende Verfolgung von Menschen nicht scheuen.
Wie unwahr die Rolle Russlands im Zweiten Weltkrieg heute beschrieben wird, zeigten wir anlässlich der Feierlichkeiten zum 9. Mai in einem Beitrag, in welchem wir Lügen von Keir Starmer und Joe Biden den Aussagen von Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt im Beitrag «Westliche Propaganda ohne Grenzen: Demaskiert» gegenüberstellten.
Für mich persönlich ist diese Wende, dieser damalige Verrat, der bis heute perpetuiert wird, an jenem Volk, das die Welt vor den Nazis nicht weniger als gerettet hatte, schwer verdaulich. Die Amerikaner müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Russen immer wieder über viele Jahrzehnte über den Tisch gezogen und ohne Wenn und Aber auch den militärischen Konflikt in der Ukraine zu verantworten haben. Darüber haben wir uns ausführlich, letztmals in unserem Artikel «Trump-Putin: Ein Deal, Jalta oder keine Einigung», geäußert. Trotz dieses Verrats an der Sowjetunion schlägt Russland gegenüber den USA immer noch diplomatische und freundliche Worte an, eigentlich erstaunlich.
Vom Freund zum Feind in einem Wimpernschlag
Neben einem neuen Feind, der die Kassen des militärisch-industriellen Komplexes dank sich perpetuierender Aufrüstung füllte, brauchte man auch ein Gegengewicht in der Form eines neuen «Freundes» und Verbündeten. Da bot sich Deutschland an, denn die schwerwiegende Zerstörung Deutschlands versprach riesige Investitionen für den Wiederaufbau und somit große Gewinne. Zudem konnte man sich als hehrer, wohlwollender Helfer präsentieren, indem man kurz nach dem Krieg unter anderem den Marschallplan anstieß, der zum Gassenhauer der neuen amerikanisch-deutschen Freundschaft heraufstilisiert wurde.
Die ganze Sache hatte jedoch einen kleinen unappetitlichen Schönheitsfehler, der darin bestand, dass die Deutschen nicht nur den Holocaust an den Juden zu verantworten, sondern sich gegenüber Zivilisten in allen besetzten Ländern übelst verhalten hatten, speziell in der Sowjetunion, wo die Deutschen nicht weniger als 15 Millionen Zivilisten abgeschlachtet hatten. Damit erreichten die Nazis das im Generalplan Ost gesetzte Ziel, 30 Millionen Menschen zu töten oder verhungern zu lassen, zur Hälfte.
Die praktisch denkenden Amerikaner kamen jedoch zum Schluss, dass viele dieser Verbrecher sich hervorragend als Helfer für die neue, gute Sache eigneten. Neben Operationen wie «Paperclip», das Verbringen von Nazi-Wissenschaftlern in die USA, wurden Tausende von Nazis wieder in die Gesellschaft Deutschlands reintegriert. Man traf sie ein paar Jahre nach dem Krieg wieder in der Regierung, im Geheimdienst, an den Universitäten und in großen Firmen an. Erstaunlich, nachdem die Nazis jahrelang zu Recht als Schwerverbrecher dargestellt wurden, die an die Wand gestellt gehörten.
Den Amerikanern muss man Marketing nicht beibringen. Im Folgenden einige Beispiele wie man der Welt das Gegenteil der Wahrheit schmackhaft machte und den Deutschen damit das Geschichtsbewusstsein raubte.
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Wir hatten mit der ganzen Sache nichts zu tun
Die Deutschen werden zu Opfern
Zuerst veranstaltete man eine riesige Show der Sühne für den Westen, indem man anlässlich der Nürnberger Prozesse (wohl besser: Festspiele) ein paar Quotennazis aufhängte. Kurz darauf drehte der Wind. Zum Beispiel wurden die Russen als große Vergewaltiger von deutschen Frauen dargestellt. Es trifft zu, dass deutsche Frauen von russischen Soldaten – übrigens auch von anderen alliierten Soldaten – vergewaltigt wurden. Im Gegensatz zu Deutschland und Japan, welche Vergewaltigung und Mord an der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten förderten oder sogar befahlen, waren die Vorfälle, in welchen russische Soldaten zu Tätern wurden, statistisch gesehen Einzelfälle.
Das hatte auch damit zu tun, dass Stalin am 19. Januar 1945 betreffend Verhalten seiner Soldaten im besetzten Gebiet, einen Befehl herausgab, der an Klarheit nicht zu überbieten war:
„Offiziere und Soldaten der Roten Armee! Wir marschieren in das Land des Feindes. Jeder muss die Beherrschung bewahren, jeder muss mutig sein… Die in den eroberten Gebieten verbliebene Bevölkerung, unabhängig davon, ob es sich um Deutsche, Tschechen oder Polen handelt, darf keiner Gewalt ausgesetzt werden. Die Schuldigen werden nach den Gesetzen der Kriegszeit bestraft. Auf dem eroberten Gebiet sind sexuelle Beziehungen mit Frauen nicht erlaubt. Für Gewalt und Vergewaltigungen werden die Schuldigen erschossen.“
Behauptet wird, dass ca. 100’000 Frauen von sowjetischen Soldaten vergewaltigt worden seien. Diese Zahl stammt übrigens von einem Arzt der Berliner Charité, ist in keiner Art und Weise belegt, da er die Zahlen seiner Klinik auf Deutschland hochrechnete. Dennoch übernehmen wir diese Zahl für unsere folgenden Überlegungen.
In Deutschland befanden sich bis ca. 10 Millionen sowjetische Soldaten. Statistisch gesehen beging jeder hundertste sowjetische Soldat eine Vergewaltigung, was jedoch ebenfalls eine irreführende Zahl ist. Vergewaltiger sind Serientäter. Gehen wir davon aus, dass ein Vergewaltiger 10 Frauen vergewaltigt hatte, verhielten sich 99,9% der sowjetischen Soldaten korrekt gegenüber den deutschen Frauen. Demgegenüber stehen 15 Millionen Tote Sowjetbürger, die von ca. 3 Millionen deutschen Soldaten umgebracht wurden. Statistisch gesehen ermordete jeder Deutsche Soldat 5 Sowjetbürger. Soweit zu den Verhältnismäßigkeiten. Hier geht es nicht darum, die Vergewaltigungen an sich zu relativieren, eine Tragödie ohnegleichen und eine nichtentschuldbare Tat.
Die 100’000 vergewaltigten Frauen sind selbstverständlich auch heute ein großes Thema in der deutschen Presse. Von den 15 Millionen toten Zivilisten hört man jedoch nichts. Die üble Propaganda, welche vor 80 Jahren begonnen hat, bricht nicht ab – heute zur Vorbereitung zum nächsten Krieg gegen Russland.
Fast alle Einsatzgruppenschlächter kamen davon
Bevor die Juden in Konzentrations- und Vernichtungslagern industriell umgebracht wurden, wurden vier sogenannte Einsatzgruppen aufgestellt. Diese Gruppen, die aus 400 bis 1.000 Soldaten bestanden, hatten zwischen 1941 und 1943 die Aufgabe, in den eroberten Gebieten der Sowjetunion nicht nur Juden, sondern alle sogenannten Untermenschen, somit auch russische Zivilisten systematisch umzubringen.
Die meist aus normalen Soldaten gebildeten Einheiten schlachteten ca. eine Million Menschen ab, darunter Frauen, Kinder und alte Menschen. Heute weiß man, dass die Behauptung eines Befehlsnotstands, die regelmäßig als Rechtfertigung der Täter angeführt wurde, einer Prüfung mit den Fakten nicht standhält. Jeder Soldat hatte die Möglichkeit, an diesen Aktionen nicht teilzunehmen. Eine Weigerung hatte keine negativen Konsequenzen für die Betroffenen. Viele, denen diese Aufgabe zuwider war, beteiligten sich dennoch und führten an, dies aus Pflichtgefühl und Loyalität gegenüber ihren Kameraden getan zu haben.
Otto Ohlendorf führte eine dieser Einsatzgruppen, die übrigens an die Armee von Mansteins angehängt war – dazu später unten – und beschrieb am 6. Januar 1946 als Zeuge der Anklage im Hauptprozess von Nürnberg seine Arbeit emotionslos und wahrheitsgemäß.
https://www.youtube.com/watch?v=zVg9hdRf__M
Im späteren separaten Einsatzgruppenprozess wurden konsequente Urteile gefällt: Alle 24 Angeklagten wurden für schuldig befunden.
14 von ihnen erhielten die Todesstrafe, zwei wurden zu lebenslanger Haft verurteilt und die übrigen erhielten Gefängnisstrafen zwischen 10 und 20 Jahren. Die konsequente schwere Bestrafung der Täter im Einsatzgruppenprozess löste sich jedoch in Luft auf: So wurden von den 14 zum Tode Verurteilten lediglich drei hingerichtet, unter anderem Ohlendorf. Alle anderen Verurteilten kamen zwischen 1951 und 1958 frei.
Fortsetzung folgt…
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