Freie Medienakademie III

Wochenbericht: 18. bis 25. Oktober 2025. Mit Eindrücken aus der bayerischen Unterwelt und einem Griff ins pralle Leben.

Plattling, Oberstdorf, Mühldorf am Inn. Eine Reisewoche durch Bayern, als Zuschauer, Sparringspartner, Redner. Überall mit im Raum: die Kommunalwahlen am 8. März. Hier geht ein Zyklus zu Ende, wenn man so will. Ich erinnere mich noch gut an den 15. März 2020. Zwei Tage vorher, an einem Freitag, war mittags im Radio verkündet worden, dass man die Schulen schließen und alles Leben auf Eis legen werde. Der Katastrophenfall wurde dann erst am Montag ausgerufen, nach der Wahl. Zwei Wochen später bei den Stichwahlen ging alles schon per Post, und ein Top-SPD-Mann schlug vor, künftig auch bei Land- und Bundestag so zu verfahren. Diese Wahllokale würden eh nur nerven.

Heute sucht der Coronaprotest einen Weg in die Parlamente und hat dabei das Drehbuch der Geschichte auf seiner Seite. Die Rebellen sind müde. Die Mahnwache Neuötting zum Beispiel, in Spitzenzeiten dreimal pro Woche in der Stadt präsent, hat im Frühjahr das Handtuch geworfen. Eigentlich war es schon im letzten Herbst fast vorbei, als der Bürgermeister aber den Traditionsplatz vor dem Rathaus sperren wollte, weil hin und wieder nur noch 50 oder 60 Leute da waren, ging noch einmal ein Ruck durch die Reihen. Für meinen Vortrag in Mühldorf hat Elly Vorderhuber wieder einen großen Saal füllen können, aber Optimismus sieht anders aus. Die Leute sind träge, sagt sie. Und: Es kommt wenig zurück.

Ellys Mann Gerhard, immer noch aktiv in der Basis-Partei, kandidiert im März auf der AfD-Liste. Bei uns waren von Anfang an viele AfD-Leute, sagt er. Als Redner, als Fußvolk, als Helfer in der Not. Warum also jetzt nicht zusammengehen? 90 Kilometer nördlich stellt sich diese Frage nicht. Der Verein „Deggendorf miteinander“, Motor der Spaziergänge und in Stadt und Umland längst auch als Veranstalter eine Nummer, tritt mit einer eigenen Liste an. Du. Wir. Gemeinsam. Wann, wenn nicht jetzt, sagt Josef Vogl, Herz und Kopf des Vereins, als wir uns Sonntag in Plattling sehen, um eine Premiere zu erleben. Harald Walach als Tenor. Der Link folgt gleich, aber ich will vorher noch die Reise durch das wundersame Bayern abrunden. Martin Rees, der mich nach Oberstdorf eingeladen hatte (Titelbild), um im kleinen Kreis über Demokratie zu diskutieren, ist seit etlichen Jahren für eine parteifreie Bürgerallianz im Gemeinderat. Alexa, seine Mitstreiterin, bringt nach der Veranstaltung Neuigkeiten aus der Haushaltssitzung. Der Bürgermeister, die Therme, Kosten. Wir müssen weitermachen, Martin. Wir auch.

1.00

Artikel

Vernichtungswillen. Einfach wird das nicht. Was die Leitmedien (nicht nur) über uns berichten, ist nur die Spitze des Eisbergs. Einblicke in einen „Journalismus“, der zum Denunzianten wird.

Ich grolle nicht. Der versprochene Link. „Danke für die flotte Feder“, schrieb Harald Walach. Etwas mehr als ein Konzertbericht.

Jetzt zählt der Beweis. Noch einmal das Leipziger Urteil zum Rundfunkbeitrag. Beate Strehlitz und Dieter Korbely tragen die Hoffnungen der Aktivisten zusammen.  

Pathologisierte Vernunft. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Ideologie auch im scheinbar Unpolitischen wütet, dann liefert ihn Felix Feistel in seiner Kolumne Oben & Unten. Es geht um das Y-Kollektiv, einen ÖRR-Auswuchs, und ums Essen.

Die Wucht der Eifersucht. Weg von der Politik, hinein ins pralle Leben. Sabine Keuschen feiert „Die Besessenheit“ von Annie Ernaux.

Von den Kunos zur KI. Wer die Abkürzung nicht kennt, der tauche mit Helge Buttkereit in den Lokaljournalismus der Nullerjahre ein und lerne von ihm, was ein guter Journalist immer noch braucht: Aufnahmegerät, Kamera, Schreibblock.

1.00

Videos

Maren Müller habe ich 2019 schon einmal interviewt – im Hörsaal an der Seite von Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer. Jetzt haben wir uns am Tag vor dem Leipziger Urteil getroffen und Bilanz gezogen nach mehr als zehn Jahren Programmkritik. Maren Müller ist 2014 mit einer Petition über Nacht fast berühmt geworden: „Raus mit Markus Lanz aus meinem Rundfunkbeitrag“. Sie hat dann den Verein „Ständige Publikumskonferenz“ gegründet und seitdem über 200 Beschwerden begleitet. Heute sagt sie: Wir waren schon im Widerstand, als viele noch geschlafen haben. Zur Ergänzung verlinke ich meinen Kommentar zum Urteil für alle, die das letzte Woche verpasst haben.  

Sonstiges

Wer Videos nicht mag, kann sich die Junge Freiheit kaufen und meine Sicht dort nachlesen – oder bis Montag warten, wenn der komplette Text in der Kolumne “Meyen am Tresen” erscheint. Nächsten Samstag dann auch hier im Newsletter.

Links

Freie Akademie für Medien & Journalismus

Unterstützen

Newsletter