kurz&gut #26

Heidi Klums Smoothie, Kanzlers Kaviar, Schnitzels Sein und Schein

Mit Heidi Klum zum Leberschock?

Für 20 Dollar aussehen wie Heidi Klum? So viel kostet der „Kluminator“, jener Smoothie, über den in Hollywood grade angeblich alle reden (Screenshot: Instagram). Mit Ananas, Datteln, Mango, Honig und so weiter. Was dabei herauskommt, zeigt das geschäftstüchtige Model gern im Detail. Innerlich allerdings könnte es ganz anders aussehen. Smoothies sind, jetzt mal nüchtern betrachtet, der beste Weg zur (nicht alkoholischen) Fettleber! Warnen jedenfalls Mediziner. Und vielen anderen Krankheiten, bis hin zu Krebs. Denn der Fruchtzucker aus Heidis Gebräu wird im Körper geradewegs in Fett verwandelt und in der Leber gespeichert. (Evolutionär sinnvoll, denn so kann der Fruchtzucker aus den sommerlichen Beeren für den Winter aufbewahrt werden). Besser wäre natürlich echtes Obst und Gemüse, raten US-Schönheitsexperten, das wird dann auch ordentlich gekaut, was die Nährstoffverwertung verbessert und den „Leberschock“ verhindert. Statt Kollagenpulver nehmen Hollywood-Größen wie Heidis Altersgenossinnen Gwyneth Paltrow oder Salma Hayek übrigens Suppe. Was wir im DR. WATSON Schönheitssalon ja schon lange propagieren.

Kaviar für den Kanzler: „Hauptsach‘ gudd gess‘“

Eigentlich ist es ja sehr erfreulich, wenn Top-Entscheider unseres Landes sich für gutes Essen interessieren. Könnte die kulinarische Kultur unseres Landes fördern, das Bewusstsein und unser aller Wohlergehen. So wie dieses High-End-Menü, bei dem es schon als „Amuse-Gueule“ (frz. “Maulfreude”) Kaviar gab, außerdem Gänseleber, ein Törtchen mit heimischen Pilzen und diverses mehr, aufgetischt vom Drei-Sterne-Koch, bei einer Regierungs-Sause zum Einheits-Tag vorige Woche. Höchstes Niveau also, und alles für lau, für die Spitzen unseres Staates, vom Bundespräsidenten über Bundestagspräsidentin und Kanzler sowie die Chefs der Länder (außer dem bayrischen), sogar den vom Bundesverfassungsgericht, der die Herrschenden eigentlich kontrollieren sollte. Eingeladen hatte ausgerechnet die sozialdemokratische Regentin des kleinen Saarlandes (Stammesmotto: „Hauptsach‘ gudd gess‘“). 38 „Auserwählte“ waren es insgesamt, wie ein eingebettet Schreibender von der obrigkeitsnahen Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gezählt hat (Screenshot: Instagram). Ziemlich exklusiv also. Ausgrenzend. Und ungehörig. Wenn die Herrschaften sich Kaviar reintun und die da unten den Gürtel enger schnallen müssen. So kam es jedenfalls an beim Volk: „Herrlich, schmausen auf des Untertans kosten, wie der Hochadel seinerzeit“, maulte einer bei Instagram. „Da läuft einiges schief“, befand schaetzelein2009: „Ich möchte nicht wissen, was der ganze Zauber für alle Tage kostet, mit allem drum und dran. Es ist einfach nur traurig es gibt soviele Rentner die sich kaum Brot leisten können und diese Herrschaften bekommen alles vom feinsten ohne 1 Euro zahlen zu müssen, wo sie doch soviel Geld verdienen.“ 

Next Level: Ameisenjoghurt – bald bei AldiReweEdeka?

Ein Rezept, das auf 6 Beinen fußt? Klingt wie ein Rätsel aus der Grundschule, war aber Thema in der New York TimesEs ging um ein ungewöhnliches Traditions-Verfahren aus dem Joghurt-Pionierland Bulgarien. Das hatte eine Doktorandin der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität mit ihrer Forschungsgruppe publik gemacht5) (Screenshot: Instagram). Dabei durften Ameisen in (warmer) Milch baden, wurden versiegelt, vergraben in einem Ameisenhaufen, am nächsten Tag wieder entfernt – und hatten „einen leicht säuerlichen Geschmack“ hinterlassen mit einer „milden Kräuternote und einem ausgeprägten Geschmack nach Weidefett“. So jedenfalls der Forschungsbericht von der Expedition zu den Originalschauplätzen. „Oh, weißt du, dass ich früher Ameisen benutzt habe?“, hatte da die Oma der Doktorandin eingeworfen und so ein Thema angeregt, das heute schwer nach Zukunft riecht. Weshalb in der Forschungsgruppe auch die skandinavische Biotech-Firma Novo Nordisk vertreten ist, Hersteller der berühmten Ozempic-Abspeckprodukte und über ihre Schwester Novonesis (vormals Novozymes A/S) auch ins Food-Business involviert. Spezialität: Enzyme. Motto: „Lasst uns Milchprodukte aufs nächste Level bringen!“ Also: Vielleicht können wir uns schon freuen auf den High-Tech-Ameisenjoghurt bei AldiReweEdeka!

WIE BITTE?? Zu viel Salz kann schwerhörig machen!!

Wer häufiger Salz ins Essen streut, hört womöglich bald schlechter. Das kam bei einer koreanischen Studie mit 492.168 Versuchspersonen heraus. Die extremsten Salzfreunde hatten ein um 23 Prozent höheres Risiko, schwerhörig zu werden als jene, die selten oder nie zum Salzstreuer griffen. Diese Erkenntnisse hätten “erhebliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit“ und die Vorbeugung gegen Hörverlust, meinte Professor Jung Da-jung, der Studienleiter. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass das meiste Salz nicht durch persönliches Streuverhalten ins Essen kommt, sondern schon in den Fabriken für Fastfood und Fertiggerichte. Je mehr Tiefkühlpizza also, desto taub.

Vorsicht Eltern: Korruption gefährdet Gesundheit der Kids

Boom bei Kunstmilch & Co. für Babys: Da können die Champagnerkorken knallen bei Hipp, Nestlé, Danone. Der Umsatz in Europa soll sich, so eine diese Woche veröffentlichte Untersuchung, binnen zehn Jahren verdoppeln, auf 71,06 Milliarden US-Dollar im Jahr 2033, also um fast zehn Prozent im Jahr. Schlecht für die Kleinen, so das Weltkinderhilfswerk in einem aktuellen Bericht, der das aggressive Marketing der Konzerne geißelt. „Stark verarbeitete Lebensmittel ersetzen zunehmend Obst, Gemüse und Proteine“ – und das ausgerechnet in einem Alter, da die Ernährung besonders wichtig ist für „das Wachstum, die kognitive Entwicklung und die psychische Gesundheit von Kindern“, so UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Eine internationale Forschergruppe fordert daher einen Stopp des Sponsorings von Gesundheits-Verbänden durch Hersteller ungesunder Produkte. Durch solche Interessenkonflikte werde „die Gesundheit von Mutter und Kind gefährdet“. Doch jene Vereinigungen nehmen das Geld von den Konzernen des Ungesunden offenbar mit Freuden. Fläschchenmilch-Giganten wie Danone und Nestlé, der Kita-Kochkonzern Apetito, sogar der Milchschnitten-Fabrikant Ferrero: Ausgerechnet beim deutschen Verband der Ernährungsberaterinnen („VDOe“) sind sie sogar offizielle Mitglieder. Der Lobbyverband der Aromenhersteller, also der Geschmacksbetrüger, gibt sogar stolz bekannt, dass zu seinem „Netzwerk“ sowohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE))) als auch staatlich geförderte Abspeck-Initiativen gehören. Immerhin: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), selbst wegen Sponsoring unter Beschuss, etwa durch Welt-Wohltäter Bill Gates, hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet („Health Advocates for Sponsorship-Free Feeding”, kurz HASFF). Sie besteht allerdings nur aus 25 Leutchen, die sich weltweit den oft illegalen Marketingaktivitäten milliardenschwerer Konzerne entgegenstemmen sollen.

„Ein oder zwei Drinks pro Tag sind okay“

Wein ist doch gesund! Gerade kam wieder eine neue Untersuchung heraus, mit hunderttausenden von Versuchspersonen. Das Ergebnis: Mehr Alkohol fördert den geistigen Verfall – gar keiner aber auch. Nur durch kunstvolle statistische Akrobatik konnten die „Forschenden“ den Befund wegrechnen. Hilft alles nichts gegen die Faktenlage. Moderater Genuss reduziert nach einer aktuellen US-Datenanalyse die Gesamtsterblichkeit um 16 bis 23 Prozent und das Herzinfarktrisiko um 22 Prozent. Sogar die Süddeutsche Zeitung (SZ), sonst eine verlässliche Kämpferin für eine neue Prohibition, rang sich zu einer wahrheitsnahen Einschätzung durch: „Alkohol ist nicht nur schlecht“. Und der Zürcher Tagesanzeiger (TA) präzisiert: „Ein oder zwei Drinks pro Tag sind okay.“ Sogar die Vereinten Nationen haben vorige Woche in einer bahnbrechenden Entscheidung zwischen mäßigen Konsum und schädlichem Missbrauch unterschieden. Die Weinbranche freut sich natürlich, und dem Spiegel dämmert schon: „Womöglich haben die Lobbyisten am Ende sogar recht.“ (Transparenzhinweis: Wir haben das schon immer gesagt, und zwar hier).

Leinöl macht glücklich!

Leinsamen ist ein heimisches Superfood! Sagt der Bayerische Rundfunk (BR) in einem 10minütigen Beitrag. (Transparenzhinweis: Auch das sagen wir schon seit langem, und zwar hier).

Mein Senf: Schnitzel, Sein und Schein

Von Hans-Ulrich Grimm

Die einen waren dafür, die anderen empört: Es gab heftige Reaktionen auf den Beschluss des EU-Parlaments diese Woche, Bezeichnungen wie „Veggie-Schnitzel“ abzuschaffen. Was wär’ denn jetzt mit Leberkäse, Zimtschnecken, Kinderschokolade? Windhauch, Windhauch, sagt da der Weise. Namen sind Schall und Rauch. Es geht schließlich um unseren Körper, und dem ist es (fast) egal, was draufsteht. Er reagiert zwar auf den Anblick, vor allem aber auf den Geschmack. Natürlich will er auch gern Vegetabilien verarbeiten. Wie alles, was ihn stark macht, befeuert, antreibt. Wenn ihm aber etwas vorgegaukelt wird, was er nicht kriegt, weil der Geschmack manipuliert wird, mit industriellem „Aroma“, dann reagiert er verstimmt, wird krank, betrübt. Auch wenn Hack tut, als wär‘s Tofu (Ilu: Netzfund). Die EU sollte also, statt Scheingefechte um Begriffe zu führen, lieber den wahren Skandal bekämpfen: die Geschmacksfälschung. Den massenhaften Betrug an unserem Körper, die Tricksereien und chemischen Lügen. „Erdbeer“-Joghurt „Hühner“-Suppe, „Vanille“-Eis, kurz: die Scheinnahrung aus dem Supermarkt.

Denn die kommt uns wirklich teuer zu stehen.

Das war die erste Folge von kurz\&gut auf Pareto. Alle bisherigen finden Sie bei DR. WATSON AUF SUBSTACK.

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