Ein Kommentar von Jonny Rieder
Wenn sich die Spieler nach einem hart umkämpften Fußballmatch die Hand reichen oder einander abklatschen, zeugt das von Sportsgeist. Das heißt: Wir haben uns im Spiel zwar nichts geschenkt, aber wir respektieren einander und als Verlierer erkennen wir an, dass die andere Mannschaft besser gespielt hat und unsere Niederlage in Ordnung geht.
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Und auch die Gewinner zollen dem Gegner Respekt, verhöhnen ihn nicht. Selbstverständlich sollte gegenseitiger Respekt auch in der Politik gelten. Man sollte einander zuhören und argumentieren, anstatt Kollegen schon deshalb zu verachten, weil sie einer anderen Partei angehören. Aber: Wenn ein Politiker eine andere Partei massiv kritisiert und ihrem Antrag anschließend trotzdem zustimmt, zeigt er damit nicht Respekt vor dem politischen Gegner, sondern Verachtung für den Wähler. Was der Deutsche Bundestag im März 2025 demonstrierte, also in der Übergangsphase vom alten Bundestag und dem noch nicht einberufenen neu gewählten Parlament, war genau das: angewandte Wählerverachtung. Etwas zuzustimmen, das ich eben noch vehement verdammt habe, zeugt nicht von Demokratieverständnis oder von politischem Sportsgeist, sondern von dessen fundamentaler Ablehnung. Erst recht, wenn die Zustimmung für alle ersichtlich erkauft wurde. Hören Sie Jonny Rieders Kommentar „Die Wrestling-Demokratie“.
Sprecher: Karsten Troyke
Bild: ChatGPT im Auftrag von Radio München