Sich selber so zu zeigen, wie man ist, ist das, was Vertrauen bildet. Wenn wir uns gegenseitig wieder vertrauen, dann schaffen wir den nächsten Step.
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Ungeschminkt
Warum ist es so schwer, authentisch zu sein?
Ich bin doch authentisch, oder?
Wann ist man eigentlich authentisch?
Wenn man mich vor 10 Jahren gefragt hätte, ob ich mich für authentisch halte, dann hätte ich voller Überzeugung gesagt: „Ja.“ Ich habe 2015 die Psychiatrie als Arbeitsplatz nach fünf Jahren verlassen, weil ich mich mit den dort angebotenen Behandlungsmethoden und dem System Psychiatrie mit allem, was dazu gehört, nicht mehr identifizieren konnte. Es ist mir damals schwer gefallen, diesen Arbeitsplatz zu verlassen. Es war doch mein Wunsch gewesen, als Psychologin im Klinischen Bereich zu arbeiten. Ich hatte lange darauf hingearbeitet. Ich war damals 45 Jahre alt und stand durch diesen Entschluss mal wieder vor einem Neustart, eine Situation, die ich bereits kannte. Wenn man dem eigenen Herzen folgt, dann erlebt man das vermutlich öfter im Leben, als einem lieb ist. Ob diese ständigen Neustarts und die wiederkehrende Suche nach beruflicher Heimat nun bedingt waren durch mein Trauma oder durch das im modernen Gesundheitswesen vorherrschende Menschenbild und die daraus resultierenden und mechanisch wirkenden Therapien, das kann ich nicht genau beantworten. Vielleicht war es ein Mix aus beidem. Wenn man ein Entwicklungstrauma hat und daran arbeitet, dann entdeckt man sich ständig neu. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich hätte auch gerne 30 Jahre lang in einer Amtsstube gearbeitet, das war für mich aber scheinbar nicht vorgesehen. Mit jedem persönlichen Entwicklungsschritt machte ich immer auch eine berufliche Veränderung durch. Meine beruflichen Stationen spiegeln sehr schön meinen persönlichen Weg wider. Und in jedem Job war ich authentisch. Ich habe meine Arbeit immer solange gern gemacht, bis ich auf die Idee kam, etwas Neues machen zu wollen und zu müssen. Das war dann nicht verhandelbar. Wenn ich den Veränderungswunsch spürte, dann dauerte es nicht lange, und ich fand mich im neuen Job wieder.
Irgendwann merkte ich jedoch, wie sich die Missstände in den vielen Bereichen, in denen ich gearbeitet hatte, glichen. Es war egal, ob ich wechselte oder nicht. Das Muster der Probleme war immer das gleiche. Und das Muster war ein gesellschaftliches Muster, es war nicht meins. Und es störte mich. Dies differenzieren zu lernen, war auch ein Lernprozess. Ich entwickelte mich weiter, begegnete aber immer wieder demselben gesellschaftlichen Muster. Das waren zwei Paar Schuhe.
Als Mitarbeiterin in einer Behörde, das war mein erster Job nach der Schule, lernte ich die Arbeitsweise von Behörden kennen. Für alles gab es Regeln, Vorschriften, Vordrucke und karierte Mappen in unterschiedlichen Farben. Für die Vordrucke gab es einen übersichtlichen Schrank, der zum Feierabend zusammen mit den Stempeln und Siegeln gewissenhaft verschlossen wurde, damit sich kein Unbefugter eines Vordruckes oder eines Stempels bemächtigen sollte. Morgens wurden dann die Stempel und Siegel wieder aus dem Schrank geholt und an der richtigen Stelle auf dem Schreibtisch direkt neben dem Stempelkissen und dem großen Becher Kaffee abgelegt. Pünktlich um 12 Uhr war Mittagspause, und der Urlaub stand bereits im Januar für`s ganze Jahr fest. Ich hatte quasi ausgesorgt. Aber ich hielt diese Sicherheit und Ordnung nicht lange aus, wechselte ins Gesundheitswesen, machte die Ausbildung zur Krankenschwester und lernte buchstäblich Laufen. Ich lief 13 Jahre lang über lange Flure, schwenkte Nachttöpfe und entleerte Katheterbeutel. Applaus bekamen „wir“ nie, aber dafür Kaffee, Pralinen und Blumensträuße. Jedes zweite Wochenende hatten „wir“ frei. Es gab dort wahrhaftig ein „Wir“. Die Arbeit war tief sinnstiftend, ehrlich, sehr interessant, aber auch sehr erschöpfend, weil immer Zeitdruck herrschte. Alte Menschen erzählten mir über 10 Jahre lang ihre Geschichten vom Krieg, vom Leben nach dem Krieg und von ihrer Familie. Ich sog alles auf wie ein Schwamm. Das war gelebtes Leben aus erster Hand berichtet. Manche Aussagen verstand ich erst viele Jahre später. Alte Menschen machen oft nicht viele Worte. Aber die Sätze, die sie sagen, wiegen schwer. Die tiefere Botschaft zu dechiffrieren, diese geballte Lebenserfahrung wie einen dicken Kern frei zu schälen, war die Zusatzaufgabe, die man mit nach Hause nahm. Allein wie achtsam ältere Menschen mit einem Stück Seife, einem Waschhandschuh und dem laufenden Warmwasser umgingen, sprach Bände. Auch Kollegen bemerkten solche feierlichen Situationen. Ältere Menschen zelebrierten die Morgenroutine am Waschbecken jeden Tag nach exakt dem gleichen Plan. Für sie schien es ein Fest zu sein, sich noch selbst waschen zu können und zusätzlich eine Assistenz zu haben, die den Rücken wusch. Wenn jemand mit zittriger Hand die lauwarme Hafermilchsuppe aus dem Schnabelbecher im eigenen Tempo trank, ordentlich und deutlich wahrnehmbar schluckte, sich den Mund vorsichtig abputze, um sich dann mit einem kurzen Blick für diese Mahlzeit zu bedanken, dann waren das große Momente für uns, denn die Hafermilchsuppe hatte offensichtlich die richtige Temperatur gehabt und wurde mit Appetit getrunken. Ein Toilettengang nach jeder Mahlzeit war obligatorisch, dann folgte ein Nickerchen. Es waren täglich wiederkehrende Rituale, die man gemeinsam mit dem Patienten absolvierte, die einen irgendwie auch verbanden. Die Achtsamkeit der Alten und die Hektik auf der Akutstation waren die beiden Mühlsteine zwischen denen das Personal regelmäßig aufgerieben wurde. Ein Team hielt 10 Jahre und dann kam in der Regel eine neue Belegschaft. Krankenschwestern bekamen Kinder, hatten „Rücken“ oder gingen an die Universität, um ein Studium aufzunehmen. Ich ging an die Uni und lernte dort viel über die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche. Damals hieß es, dass ein psychiatrischer Patient im Schnitt 5-8 Jahre in der Somatik „behandelt“ wird, bis er den Weg zum Psychiater und Psychotherapeuten findet. Das schien mir nach dem, was ich in der Somatik erlebt hatte, plausibel. Menschen mit bestimmten körperlichen Krankheitsbildern hatten immer auch ganz bestimmten seelischen Kummer.
Aber die Seele hat nicht nur in der Somatik kein Zuhause, wie ich heute weiß.
Psychiatrie und Psychotherapie bauten ihre Methoden auf dem gleichen Menschenbild auf wie die somatische Schulmedizin, sie sind ein Teil der Schulmedizin. Auch ihre Methoden wirken mechanisch. Die Begriffe „Psychoklempner“, „jemanden medikamentös einstellen“ oder „Testbatterie“ und „Screeningverfahren“ klingen eher nach Autowerkstatt als nach der Rückkehr zu dem, wer wir wirklich sind.
Damals Anfang der 2000er Jahre, als ich mit dem Studium begann, wurden Biopsychologie und Neuropsychologie unheimlich gefeiert. Dort sprudelten die Drittmittel wie eine Ölquelle. Diese beiden Bereiche wurden hofiert und mit Komplimenten überschüttet. Alles drehte sich um`s Gehirn und darum, wie man das Verhalten von Mäusen beeinflussen konnte. Heute, gut 20 Jahre später, macht das für mich Sinn, aber damals verstand ich den Hype nicht. Denn Tierversuche fand ich unethisch, und das menschliche Gehirn mit seinen Möglichkeiten und Ausfällen kannte ich ja schon durch meine Arbeit mit Patienten, die einen frischen Schlaganfall oder ihr Gedächtnis verloren hatten. Bei meiner praktischen Arbeit mit neurologischen Patienten während meiner Zeit als Krankenschwester zählte vor allem die gute Beziehung zum Patienten, die altersgerechte Kommunikation, das Vertrauen, die Wertschätzung. Aber darum ging es in den Vorlesungen nicht. Es ging um die Funktionsweise des menschlichen Gehirns und um die Steuerung des Verhaltens von Mäusen. Ich las hunderte Seiten über Studien mit Mäusen und Ratten, die ihr ganzes Leben in Laboren verbrachten. WARUM das Verhalten der Mäuse gelenkt werden musste, war nicht so wichtig. Wichtig war, DASS es irgendwie beeinflusst werden konnte. Nicht zu wissen, WOFÜR etwas gut war, hieß in der Uni „Grundlagenforschung“ bzw. „Das müsst ihr JETZT noch nicht verstehen“. Aha. Für die Lehre und Forschung über Mäuse gab es „Mäuse“, also Drittmittel. Deswegen durften keine Fragen gestellt werden. Das Studium war irgendwie anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich wollte unbedingt Therapeutin werden. Und dieses Studium schien der Weg dahin zu sein.
Man versteht die Dinge oft erst in der Rückschau. Wenn man in der Lebensphase drin steckt, verfolgt man einfach das Ziel, das man sich gesteckt hat.
In all meinen Jobs ging es um das Einhalten von Vorschriften, um Nachweise und um Dokumentation. Zeit war meist knapp. Es ging um das Bewerten von lebendigen Zuständen oder Aktenlagen, also schriftlich dokumentiertem Leid. Für eine gerechte Bewertung wurden Defizite erst akribisch gemessen und dann „ausgeglichen“.
Gefühle störten beim Messen, Bewerten und Ausgleichen.
Gefühle bestimmten auch nicht den Lehrplan an der Uni, sie waren der Forschungsgegenstand. Gefühle waren sehr wohl bekannt. Aber es ging darum, diese „wilden Tiere“ zu domestizieren oder sie sich wenigstens zu Nutze zu machen, um Verhalten besser steuern zu können. Mäuse, die ängstlich und hungrig waren, zeigten schließlich mehr von dem gewünschten Verhalten. Und wer wusste, wo die Steuerung der Gefühle im Gehirn lokalisiert war, der bestimmte den Lehrplan für`s nächste Semester. Gefühle waren nicht der Mittelpunkt, sondern das Mittel zum Zweck.
Es ging um`s Geld.
Egal, wo ich arbeitete, es ging immer um`s Geld. Und die Menschen akzeptierten dies.
Wenn sich heute Gefühle bei mir melden, dann schlucke ich sie nicht mehr herunter. Das war ein langer Lernprozess. Gefühle sind lebendige Anteile von mir, die gesehen werden wollen. Sie sagen mir, was richtig ist. Wenn sie den Kurs meines Bootes bestimmt haben, dann verschwinden sie wieder im Meer. Sie sind gut, sie helfen mir. Wenn ich in einem Bereich arbeiten soll, wo Gefühle, also meine Gefühle, nichts zu sagen haben, dann segele ich weiter. Ich segele nicht mehr gegen den Rat meines Kompasses. Denn man fährt dann im Kreis, man verwaltet nur sich selbst, wird chronisch krank und kommt durch die Drehtür immer wieder zurück.
Es waren immer wieder die gleichen strukturellen Probleme, die mich störten. Und so oft habe ich gedacht, es läge an mir, dass ich mich nicht ausreichend gut an Arbeitsweisen anpassen könne. Im Prinzip waren es Probleme, die Wirtschaftsforschern, Soziologen, politisch gebildeten Menschen, Selbständigen, Familienvätern, Herzmenschen, alten Krankenschwestern, Sozialpädagoginnen und Migranten schon lange klar sind. Menschen, die Realitätskontakt haben und Verantwortung für sich und ihre Kinder tragen, wissen, wie es in dieser Welt läuft. Ich kam erst mit über 40 Jahren an diesen Punkt.
Was ist jetzt mein Fazit?
Wie kann man diese strukturellen Probleme sichtbar machen?
Oder sind sie längst sichtbar, und Menschen reagieren einfach nicht darauf?
Man sagt, das Fressen komme vor der Moral. Ich kann das nicht bestätigen. Es gibt Menschen, die bekommen keinen Bissen runter, wenn die Moral fehlt. Es gibt Menschen, die werden krank von fehlender Moral. Diese Menschen bleiben oft stumm, weil sie keine Stimme haben. Aber sie sind da, wenn man Augen hat zu sehen. Altenheime und Psychiatrien sind voll von diesen Menschen. Menschen, die jene Menschen nicht „sehen“ können, sagen, das Fressen komme vor der Moral. Mein Spruch ist das nicht. Satte Menschen schreiben Geschichte.
Dieser Ausspruch trägt eine Botschaft aus einer anderen Zeit in sich. Es gab Zeiten, in denen Menschen nicht die Möglichkeit hatten, die Religion, den Arbeitgeber, die Stadt, den Lebenspartner oder sonst was frei zu wählen. Man war dann bei fehlender Passung unter Umständen dem Untergang geweiht, bekam kein Brot mehr, starb. Die Zeiten haben sich aber geändert. Menschen trauen sich immer mehr, ihre Wahrheit zu sprechen. Es ist nicht leicht, es wird sanktioniert, es ist ein Kampf gegen gesichtslose Strukturen, die von ganz normalen Menschen aufrechterhalten werden. Wir selbst sind es, die diese immergleichen unmoralischen Vorgänge aufrechterhalten. Die Aufgabe ist jetzt, miteinander darüber zu reden. Wir haben eine Stimme und können sie jeden Tag dafür einsetzen, dort, wo wir leben und arbeiten. Das ist ein längerer Weg. Aber für mich geht es gar nicht mehr anders, als über das zu reden, was mein Gefühl mir sagt.
Wenn man den eigenen Transformationsprozess bewusst geht, dann begegnen einem ständig alte Glaubenssätze, die sämtliche Lebensbereiche betreffen können. Das sind Überlieferungen meiner und unserer Ahnen. Ich respektiere sie, prüfe sie und lehne sie, wenn es sein muss, mit allem Respekt ab, denn es sind nicht mehr meine Sätze. Ich höre auf mein Gefühl, und dann treffe ich meine Entscheidungen bewusst. Das fühlt sich dann jedes Mal an wie ein Neustart. Man bekommt ein flaues Gefühl im Magen und weiche Knie. Aber damit kenne ich mich gut aus. Habe das jahrelang trainiert. Mein persönlicher Transformationsprozess war quasi das Warm-up für den aktuellen gesellschaftlichen Transformationsprozess. Ich bekomme keinen Bissen runter, wenn Dinge unmoralisch werden, denn ich weiß, wohin das führt. Ich habe Realitätskontakt und erkenne, wenn mein Boot im Kreis fährt. Und ich bin damit in guter Gesellschaft. Ich sehe viele, denen es auch so geht wie mir. Und das motiviert mich, weiter zu machen und laut zu sein, meine Stimme zu erheben.
Wenn man Zugang zum eigenen Gefühl hat, und darum geht`s bei Traumaarbeit, dann kann man gar nicht mehr anders als authentisch zu sein.
Für mich ist das Authentischsein keine Frage der willentlichen Entscheidung, sondern eine Frage der Traumatisierung bzw. der bereits stattgefundenen Traumabearbeitung. Wir leben in einer traumatisierten Gesellschaft! Und Traumabearbeitung geht nicht auf Knopfdruck. Es geht, vereinfacht gesagt, nicht um`s Wollen, sondern um`s Können. Viele Menschen können das einfach noch nicht. Und das ist keine Wertung.
Man kann Trauma (auch gesellschaftliches Trauma) nicht mechanisch nach Manual bearbeiten, man kann diesen Vorgang nicht direkt beschleunigen. Die Natur macht das in eigener Regie durch Selbstheilungskräfte, die in jedem von uns angelegt sind. Aber man kann sehr wohl etwas dafür tun, dass Strukturen, die das Fühlen aktiv unterdrücken, wegbrechen. Also man kann günstige Bedingungen für Traumabearbeitung schaffen. Und unsere moderne Welt ist voll von diesen Strukturen, die wegbrechen dürfen. Man könnte auch sagen, die Strukturen, die uns in den Weg gelegt wurden und werden, müssen einfach nur beiseite geräumt werden. Dann kann die Natur arbeiten. Menschen kommen dann unweigerlich wieder ins Fühlen und werden authentisch und damit menschlich.
Und wie soll das gehen?
Durch Nachfragen kann ich z.B. bewirken, dass diese hinderlichen Strukturen wegbrechen.
Beispiele: „Warum gibt es diese Vorschrift? Warum muss ich diesen Nachweis erbringen? Warum muss ich diese Dokumentation machen? Warum gibt es hier so wenig Zeit? Warum bewerten Sie mich so und nicht anders? Man kann das doch auch ganz anders sehen. Warum muss ein alter Mensch eigentlich in`s Heim? Und warum müssen Menschen, die starke Gefühle haben, in die Psychiatrie? Warum muss man in der Psychiatrie Pillen schlucken? Ist das motivationstheoretisch sinnvoll, den Fokus immer auf Defizite zu legen? Was sagen die Mäusestudien dazu? Was passiert eigentlich, wenn ich meinen Fokus mal auf mich und meine Stärken lege, und nicht immer auf meine Defizite? Wie ändert sich dann mein Verhalten (und mein Lebensgefühl), wenn ich mehr von den Dingen mache, die ich gut kann und daher gerne mache? Dinge, die man gut kann, macht man immer gerne, auch ohne äußeren Anreiz. Äußere Anreize sind einem dann ….egal. Also wie verändert sich dann mein Verhalten in Qualität und Quantität, wenn ich etwas gerne mache? Gibt´s dazu auch eine Mäusestudie? Was macht die Maus, wenn sie in Ruhe gelassen wird und immer genügend Futterperlen und Wasser angeboten bekommt, ohne vorher durch ein Labyrinth laufen zu müssen? Womit verbringt so eine Maus dann den lieben langen Tag? Schläft sie lange? Schaut sie Fernsehen? Wird sie träge? Oder bleibt sie gleichbleibend aktiv und neugierig? Bekommt sie dann wohlmöglich Normalgewicht? Frisst die Maus weniger, wenn sie Sicherheit in puncto Nahrung hat, also in einem Bewusstsein von bedingungsloser Fülle lebt? Wird die Maus dann spirituell? Glänzt ihr Fell dann wieder? Und gibt sie dieses Füllebewusstsein an ihre Jungen weiter, so dass diese schon per Geburt erstaunliche Stressresistenzen aufweisen? Was passiert, wenn man bei solchen coolen Mäusen mit viel Stressresistenz die Käfigtür offenstehen lässt? Setzen sie den Fuß dann in die Luft und gehen? Kommen solche coolen Mäuse nochmal zurück in die Uni, oder suchen sie sich einen natürlichen Ort, an dem sie selbst ihr Futter organisieren müssen? Mit Füllebewusstsein sollte das ja kein Problem sein, oder? Ist Füllebewusstsein vielleicht DER Schlüssel, um den mutigen Schritt aus dem Käfig heraus zu wagen? Würde eine Maus, die keinen Kummer und keinen Versuchsleiter kennt, jemals freiwillig ihre Freiheit gegen einen Käfig eintauschen? Oder würden ihre natürlichen Instinkte immer dafür sorgen, dass sie Bereiche, die keinen sicheren Ausgang haben und in denen sie nie eine andere glückliche Maus antrifft, sofort verlässt? Wen fragt die Maus um Rat, wenn sie ein Problem hat? Inwieweit kann das Verhalten einer Labormaus, die Kummer gewohnt ist, etwas über gesundes menschliches Verhalten aussagen? Was wird da eigentlich wirklich erforscht? Warum boomen derzeit Spiele mit dem Namen „Exitroom“ oder „Live Escape Room“? Welches menschliche Bedürfnis wird da eigentlich abgeholt und eingefangen, und warum? Wie lange hält ein simuliertes Freiheitsgefühl an? Geht es gar nicht mehr um`s Geld, sondern um simulierte Freiheit? Wie würde sich die Maus entscheiden, wenn sie die Wahl hätte zwischen einem Labor mit Futterperlen und Escape Room einerseits und Feld, Wald und Wiese mit Katze andererseits ? Warum müssen Menschen eigentlich immer die Maus fragen, wenn sie ein Problem haben? Interessiert sich der normale Mensch von der Straße dafür, was die Maus in der Studie macht oder nicht macht? Warum werden bestimmte Studien eigentlich so inflationär oft beschrieben und als Allgemeinwissen vorausgesetzt? Gibt es irgendwelche Parallelen zwischen Mäusestudien und Werbung für Waschpulver?“
Fragen über Fragen, die mich brennend interessieren.
Durch einfaches Nachfragen, kann ich gesellschaftliche Strukturen anzweifeln, ins Wackeln bringen, langsam aufbrechen. Fragen kosten nichts. Man bekommt einen genervten Blick. Aber man hat einen Samen gesät. Der andere denkt darüber nach. Wenn wir öfter diese harmlosen Fragen stellen, dann passiert viel. Strukturen sind dann nicht mehr selbstverständlich. Ich muss nicht gleich die Lösung wissen für ein Problem. Manchmal reicht es schon, wenn mehrere Menschen sich erstmal das Problem bewusst machen und darüber nachdenken und dann zusammen darüber reden. Strukturen verlieren so an Macht, Menschen trauen sich, wieder selber zu denken und zu fühlen, und Neues kann entstehen. Ich kann anderen ihre Traumaarbeit nicht abnehmen, aber ich kann helfen, diese verhärteten gesellschaftlichen Strukturen aufzubrechen, die Traumaarbeit behindern. Ich kann unbequeme Fragen stellen. Es sind lediglich die Glaubenssätze unserer Ahnen, die unsere Gesellschaft binden. Nicht mehr und nicht weniger. Wir sind es, die sich binden lassen. Und wir sind es, die diese Bänder auflösen können. Das wird an der einen oder anderen Stelle auch mal wehtun, aber das, was dann zum Vorschein kommt, sind Gefühle und keine wilden Tiere. Es sind Gefühle, die ganz lange unter Wasser gedrückt wurden.
Ich persönlich möchte lernen, die Gefühle anderer immer besser auszuhalten. Mir fällt das auch nicht immer leicht. Man sagt, es sei ganz wichtig, andere Meinungen auszuhalten. Da geht`s dann um meine Gefühle, die dabei hochkommen, wenn einer eine andere Meinung hat als ich. Aber ich möchte auch lernen, die direkt gezeigten und ungeschminkten Gefühle der anderen auszuhalten, wenn sie ins Fühlen kommen, und nicht nur ihre sachlich vorgetragene Meinung. Das ist das nächsthöhere Level (die Realität im Alltag). Wenn Menschen endlich fühlen, was sie lange nicht gefühlt haben, dann wackelt die See, dann geht`s nicht um Zitate von Dichtern und Denkern. Vielleicht sollte man Menschen darauf mal vorbereiten, damit man diese Zustände einordnen kann, wenn sie vor einem stehen, sonst werden diese Gefühle von den dunklen Mächten genutzt oder gar für Kriege instrumentalisiert. Die Gefühle werden hochkommen. Die Frage ist, wie wir damit umgehen werden. Wir haben es traumabedingt verlernt, mit starken Gefühlen umzugehen. Diese Gefühle wurden weggedrückt, abgespalten. Sie waren einfach nicht mehr vorhanden. Aber wir verlassen jetzt den Käfig. Und wir tun dies zum ersten Mal. Das ist für uns alle neu und aufregend, für mich auch. Aber man kann lernen, ruhig zu bleiben. Jeder Mensch hat das natürliche Potenzial dafür, seine Gefühle reguliert zu bekommen. Und Reden ist ein super Mittel zur Gefühlsregulation, sowohl für einen selber als auch für`s Gegenüber.
Wenn meine Gefühle zu mir auf`s Boot wollen, dann heiße ich sie willkommen. Sie sind gut. Sie helfen mir. Und wenn ich den Kurs geändert habe, dann gehen sie auch wieder zurück ins Meer. Ich schicke sie nicht mehr weg. Sie sind lebendige Anteile von mir und helfen mir ganz nebenbei, die ungeschminkten Gefühle von anderen besser zu verstehen und damit auch auszuhalten. Das, was ich verstehe, kann ich leichter aushalten.
Heiße Deine Gefühle willkommen, wenn sie zu Dir kommen.
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