Orbitale Offensive (Teil 2/2)

Die Überwachung aus dem Weltall – Von Tom-Oliver Regenauer.

Autor: Tom-Oliver Regenauer. Dieser Beitrag wurde mit dem Pareto-Client geschrieben. Sie finden alle Texte der Friedenstaube und weitere Texte zum Thema Frieden hier.


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Selbst die Bundeswehr plant, die Militarisierung des Weltalls voranzutreiben und bis 2029 ein Netzwerk von 300 Kleinsatelliten im LEO zu installieren. Ob diese nur die Rolle klassischer Aufklärungssatelliten erfüllen sollen, muss sich zeigen. In den USA dagegen ist seit langem klar, wohin die Reise geht. Dort wurde nämlich schon 1999 die »Directed Energy Professionals Society« (DEPS) gegründet, eine Non-Profit-Organisation, die sich gezielt dem Thema Directed Energy Weapons widmet. Was unter dieser meist als »Verschwörungstheorie« abgekanzelten Waffengattung zu verstehen ist, lässt sich der Webseite von Booz Allen, dem ehemaligen Arbeitgeber von Edward Snowden, entnehmen:

 

»Von den verheerenden außerirdischen Hitzestrahlen in H.G. Wells’ „Krieg der Welten“ bis zu den tragbaren Fasern, die Captain Kirk in „Star Trek“ schwingt, haben Energiewaffen schon lange die Fantasie von Wissenschaftsautoren und Träumern beflügelt. Diese Konzepte sind längst nicht mehr nur Science-Fiction. Die Ingenieure und Wissenschaftler von Booz Allen unterstützen das US-Verteidigungsministerium bei der Entwicklung und Inbetriebnahme von Energiewaffen – darunter eine Vielzahl von Technologien wie Hochenergielasern, Hochleistungsmikrowellen und anderen verwandten Hochfrequenztechnologien. Diese Technologien bieten das Potenzial für kostengünstige Präzisionsschläge, hochmoderne Standortverteidigung sowie nichttödliche Anwendungen wie die Kontrolle von Menschenmengen oder die Außerbetriebsetzung von Maschinen.«

 

Wie solche Waffensysteme aussehen, zeigt die korrespondierende Webseite des US-Verteidigungsministeriums, wo am 11. August 2020 eine Stellungnahme zur Zusammenarbeit mit Booz Allen veröffentlicht wurde. Dass sich auch Universitäten seit langem mit dem Thema DEW beschäftigen, wird deutlich, wenn man erkennt, dass der langjährige Direktor der DEPS, Dr. David Stout, der außerdem in leitender Position bei Booz Allen tätig ist, seit 2023 im Beirat des »Directed Energy Center« (DEC@UNM) der Universität von New Mexico (USA) sitzt – einer Initiative, die 2021 in Zusammenarbeit mit dem »Air Force Research Laboratory« (AFRL) gegründet wurde, einer Organisation, die den Lesern meiner Beiträge hinlänglich bekannt sein dürfte. Konsultiert man die Internetpräsenz des AFRL zum Thema Energiewaffen, liest man dort:

 

»Das Directed Energy Directorate des AFRL ist das Kompetenzzentrum der US-Luftwaffe für Energiewaffen und optische Technologien. Das auf der Kirtland Air Force Base in New Mexico angesiedelte Directorate entwickelt und überträgt Technologien in vier technischen Kernbereichen: Lasersysteme, Hochleistungselektromagnetik, Waffenmodellierung und -simulation sowie Energiewaffen und Elektrooptik für Überlegenheit im Weltall.«

           

Wer sich mit den Details der entsprechenden AFRL-Projekte vertraut machen möchte, findet auf deren Seite stolze 538 EinträgeB), die sich mit dem Thema »Directed Energy« befassen. Von einer Nische kann da wohl kaum mehr die Rede sein – wie auch ein Report des U.S. Government Accountability Office vom 25. Mai 2023 belegt. Natürlich befasst sich auch die RAND Corporation seit 1991 mit Themen wie »militärische Lasersysteme«, »Weltraumwaffen – terrestrische Kriege« und »Directed Energy: Der Fokus auf Laserwaffen intensiviert sich«. Unter der zuletzt genannten Titelzeile schreibt Autor James Black am 25. Januar 2024:

 

»Der Roboter stürzt sich im Tiefflug auf sein Ziel. Die Sensoren des Feindes versuchen, ihn anzupeilen, während die Oberfläche des Planeten unter ihm vorbei rast. Wie aus dem Nichts schießt ein Strahl mit Lichtgeschwindigkeit von unten herüber. Der Hochleistungslaser brennt sich durch sein Ziel. Das ist nicht Star Wars. Das ist Schottland, wo das britische Verteidigungsministerium und seine Partner aus der Industrie letzte Woche den ersten erfolgreichen Einsatz ihrer DragonFire-Laserwaffe gegen ein Ziel in der Luft verzeichneten. (…) Laser sind nur eine Art elektronischer Kriegsführung (DEW), einer breiten Kategorie, die Versuche umfasst, verschiedene Teile des elektromagnetischen Spektrums nutzbar zu machen und als Waffe einzusetzen. Elektronische Kriegsführung (EW) ist seit über einem Jahrhundert ein wichtiges Element moderner Konflikte. Seit der Einführung des Radios und der darauffolgenden Entwicklung des Radars nutzen Militärs verschiedene Frequenzen für Kommunikations- und Aufklärungszwecke. (…) Basierend auf diesen Trends haben Technologieprogramme versucht, DEW Realität werden zu lassen. In den 1980er Jahren versuchte die Reagan-Regierung im Rahmen der Strategic Defense Initiative, leistungsstärkere Laser zu entwickeln, um die Vereinigten Staaten gegen sowjetische Raketen zu verteidigen. (…) Doch nachdem jahrzehntelang Geräte mit geringem Stromverbrauch auf den Markt kamen, intensivierten sich in den letzten Jahren militärische Investitionen und technologische Fortschritte bei Hochenergielasern (HEL) und Hochleistungs-Radiofrequenz- (HPRF) oder Mikrowellensystemen (HPM). (…) HPRFs und HPMs eignen sich zur Störung elektronischer Systeme und sind daher besonders nützlich gegen militärische Infrastruktur, Drohnen und Robotersysteme. Im Gegensatz zu HELs, die sich jeweils auf ein Ziel konzentrieren, können HPRFs und HPMs mehrere Bedrohungen innerhalb eines großen Strahlbereichs gleichzeitig bekämpfen. (…) Das US-Militär und andere haben sich auch mit nichttödlichen DEWs zur Kontrolle von Menschenmengen, Perimeter-Sicherung und Abriegelung von Arealen befasst – beispielsweise durch die Erzeugung eines vorübergehenden und nicht schädlichen Gefühls extremer Hitze auf der menschlichen Haut oder durch den Einsatz von Schallgeräten, um Menschen zum Verlassen eines Gebiets zu zwingen.«

 

Analysten rechnen damit, dass der weltweite Markt für DEW bis 2033 um jährlich 19,7 Prozent wächst. Unter den zehn führenden Unternehmen in diesem Bereich finden sich bekannte Namen wie Lockheed-Martin, Northrop-Grumman, Raytheon, Boeing und Rheinmetall. Selbstverständlich befasst sich auch die DARPA – nicht nur laut UnHerd »die Behörde, die das Silicon Valley schuf« – mit dem Thema Energiewaffen. Unter so illustren Projektnamen wie WARDEN (Waveform Agile Radio-frequency Directed Energy) und HELLADS (High Energy Liquid Laser Area Defense System) treibt die Forschungseinrichtung des US-Militärs seit mindestens einer Dekade die Entwicklung entsprechender Waffensysteme voran. Zitat:

 

»Ziel des HELLADS-Programms ist die Entwicklung eines 150-Kilowatt-Laserwaffensystems, das zehnmal kleiner und leichter ist als aktuelle Laser ähnlicher Leistung und sich in taktische Fluggeräte integrieren lässt, um Angriffe vom Boden aus abzuwehren. Mit einem Gewicht von weniger als fünf Kilogramm pro Kilowatt und einem Volumen von drei Kubikmetern für das Lasersystem soll HELLADS die Integration von Hochenergielasern in taktische Fluggeräte ermöglichen und so die Einsatzreichweite im Vergleich zu bodengestützten Systemen deutlich erhöhen.«


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Ja – wie schon eine oberflächliche Recherche zeigt, haben Energiewaffen eine ebenso lange wie bewegte Geschichte, die sich leicht bis in die 1930er Jahre zurückverfolgen lässt. Schon 1973 las man zum Beispiel in Ausgabe 59 des New Scientist:

 

»Die Squawk Box ist äußerst zielgenau, was ihr ihren Reiz verleiht. Ihre effektive Strahlbreite ist so gering, dass sie bei einem Aufruhr auf einzelne Personen gerichtet werden kann. Andere Mitglieder der Menschenmenge bleiben unberührt, geraten aber in Panik, wenn sie Menschen in Ohnmacht fallen, sich übergeben oder mit den Händen auf den Ohren vom Ort des Geschehens flüchten sehen. Die nahezu Unhörbarkeit dieser Methode soll einen „gruseligen“ psychologischen Effekt erzeugen.«

 

Im Lichte dieser Tatsachen sollte man eventuell auch Berichten über das »Havanna Syndrom« – siehe zum Beispiel The Independent vom 21. September 2021 – mehr Bedeutung zumessen. Immerhin war auch die »Heart Attack Gun«, die berühmt-berüchtigte Herzinfarkt-Pistole der CIA, schon 1975 Realität, wie die Anhörungen des Church Committee offenbarten. Darüber hinaus bestätigte der langjährige US-Kongressangeordnete Curt Weldon vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem Corbett Report, dass die amerikanische Regierung »absolut« auch über die Fähigkeit verfüge, »jemandem schnell fortschreitenden Krebs zu induzieren«.

 

Doch zurück zum Havanna Syndrom: Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das leitmedial seit 2016 Erwähnung findet und seinen Anfang in Havanna (Kuba) nahm. Dort klagten nach Angaben des US-Innenministeriums 21 Botschaftsangestellte zeitgleich über Symptome wie Kopfschmerzen, Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen und Gedächtnisverlust. Einige ließen sich wegen der plötzlich aufgetretenen Beschwerden vorzeitig pensionieren. Einer der Betroffenen äußerte gegenüber dem britischen Guardian den Verdacht, die US-Botschaft in Kuba werde seit den 1990ern mit Mikrowellen attackiert. Ähnliche Vorfälle ereigneten sich in Guangzhou (China), Syrien und Arlington (Virginia/USA). Insgesamt 130 amerikanische Staatsangehörige klagten zwischen 2016 und 2021 über ähnliche, teils bleibende Beschwerden. Bis Mitte 2022 waren es gut 1.000 Personen. Susan Collins, damals Mitglied des Senate Intelligence Committee, kommentierte die Situation im Mai 2021 gegenüber CNN mit den Worten: »Es gibt eine mysteriöse, zielgerichtete Energiewaffe, die eingesetzt wird. Und sie verursacht in einigen Fällen dauerhafte, traumatische Hirnverletzungen«.

 

Als Urheber der Attacken sah man – natürlich – Kuba, China oder Russland. Die CIA wiegelte unterdes ab und erklärte, das Havanna Syndrom werde von Stress, Vorerkrankungen oder mentaler Instabilität ausgelöst. Dem widerspricht ein CIA-Whistleblower, der sich im Dezember 2024 zu Wort meldete und mit einem geleakten Schreiben des US-Verteidigungsministeriums aufwarten konnte, das die Krankheit als »real« einstufte. Und am 10. Januar 2025 berichtete The Atlantic, dass »einige Geheimdienste eine mysteriöse Waffe nicht mehr ausschließen wollen«. Ein diesbezüglicher Bericht von Rick Crawford, Mitglied des House Intelligence Committee, erklärte kurz zuvor: »Die Behauptung, dass ausländische Gegner nicht für Angriffe auf US-Personal verantwortlich seien, [ist] bestenfalls zweifelhaft und schlimmstenfalls irreführend«. Ergebnis: Nichts Genaues weiß man nicht.

 

Das gilt ebenso für Maui, wo 2023 eine verheerende Feuersbrunst wütete und mindestens 102 Opfer forderte. Neben der bereits erwähnten Kirtland Air Force Base ist Maui übrigens Standort der zweiten Operationsbasis des AFRL Directed Energy Directorate. Auch bei den Bränden in Los Angeles, die im Januar 2025 bis zu 455 Menschen das Leben kosteten und mehr als 18.000 Häuser zerstörten, stand rasch die Vermutung im Raum, dass DEW zum Einsatz kamen. Ähnliche Gerüchte kursieren in Bezug auf Hurricane Helene und diverse andere Katastrophen der jüngeren Vergangenheit.

 

Das Problem: Zweifelsfrei beweisen lassen sich solche Vorwürfe nicht. Entsprechende Verdachtsmomente – in Manier des Mainstreams – kurzerhand als »Verschwörungstheorie« abzutun, wäre in Anbetracht der hier zusammengestellten Informationen offizieller Stellen aber ebenso fahrlässig. Denn die Waffensysteme existieren, wurden bereits erfolgreich getestet und stehen mehr denn je im Zentrum militärischer Entwicklungsprojekte.

 

Und wenn uns die Vergangenheit etwas gelehrt hat, ist es, dass Waffensysteme, die existieren, auch eingesetzt werden. Irgendwann. Irgendwo. Von irgendwem. Und gegen uns.


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