Vor über 100 Jahren schlug Unternehmer Henry Ford eine durch Energie gedeckte Währung vor, um Kriege zu verhindern. Über eine erstaunlich aktuelle Idee
„It is a simple matter to give value to currency. Give it the backing of real wealth — not paper promises, but the energy of nature.”
Henry Ford, Interview mit der New York Tribune, 1921
That is why Bitcoin is based on energy: you can issue fake fiat currency, and every government in history has done so, but it is impossible to fake energy.
Elon Musk
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„Muscle Shoals“ ist ein Fluss im US-Bundesstaat Alabama. Seinen Namen erhielt er vermutlich, weil die dort lebenden Cherokee-Indianer in ihren Kanus erhebliche Muskelanstrengungen aufbringen mussten, um die Stromschnellen zu überwinden. Im Ersten Weltkrieg hatte Präsident Wilson den Plan, den Fluss aufzustauen und mit der gewonnenen Energie ein Nitrat-Werk zu betreiben. Das wird für die Herstellung von Munition benötigt. 18.000 Männer begannen, den „Wilson-Damm“ zu bauen. Zu Kriegsende war das Projekt allerdings noch immer unfertig. Immerhin - aus Nitrat lässt sich auch Dünger herstellen. Das war der Grund, weshalb das „Muscle Shoas Project“ für den Industriellen und Visionär Henry Ford interessant wurde. Er konnte zudem den Erfinder Thomas Edison dafür gewinnen. Zusammen wollten die beiden den unfertigen Damm für fünf Millionen US-Dollar von der Regierung kaufen. Beiden schwebte eine völlig neue Lebensweise vor: eine 75 Kilometer lange Siedlung. Städte seien ein Fehler. Viel besser könnten Menschen leben, wenn Landwirtschaft und Fabriken integriert werden könnten. Ford, der bereits mit der Massenherstellung von Automobilen die Produktion völlig revolutioniert hatte, und der mit der Fünf-Tage-Woche den Grundstein für den Sozialstaat gelegt hatte, war einiges zuzutrauen - auch ein „Detroit des Südens“, wie er es nannte. Finanzieren wollten Ford und Edison die Stadt der Zukunft mit völlig neuem Geld.
Kriegsgegner Ford war außerdem zutiefst enttäuscht von einem „Bankenkartell“, das Gold zentralisiert hatte und darauf basierend Papiergeld ausgegeben hatte. Erst mit diesem „Trick“ war der Erste Weltkrieg mit seinen 20 Millionen Toten überhaupt möglich gewesen. Eine „harte Währung“ hätte den Regierenden viel früher den Hahn zugedreht.
In einem legendären Interview mit der New York Tribune schlug Henry Ford deswegen eine mit „Energie gedeckte Währung“ vor. Ford lehnte Gold und Silber nicht wegen ihrer Knappheit ab, sondern weil sie von Bankern in Tresoren gelagert, sprich zentralisiert, werden können. Mit der Ausgabe von Papiergeld würde dann der Wert der Arbeit verfälscht werden. Wäre aber eine Währungseinheit direkt an eine Energieeinheit gekoppelt, ließe sich Zunahme von Produktivität und damit Wohlstand eindeutig messen. Die Produktion von Rüstungsgütern würde automatisch Geldmenge und dann auch die Wirtschaft schrumpfen lassen.
Henry Ford würde heute vermutlich als „Schwurbler“ gelten. Sein herausragendes Talent gepaart mit abwegigen und teils obsessiven Vorstellungswelten (Ford fiel immer wieder durch antisemitische Thesen auf) machten aus ihm aber auch den typisch amerikanischen Ausnahme-Unternehmer. Sein zeitgenössisches Pendant ist Elon Musk. Dessen Post diese Woche auf X knüpft genau daran an.
Gleichzeitig sickert die Tatsache, dass Gold und Bitcoin immer weiter steigen, solange die Regierungen Geld drucken, als sogenannter „Debasement-Trade“ ins öffentliche Bewusstsein. Gold erreichte diese Woche ein neues Allzeithoch von 4.300 US-Dollar. Mit Bitcoin ging es zwar abwärts, aber nach wie vor notiert das digitale Gold, stabil über der Marke von 100.000 US-Dollar.
Knappheit bedeutet Energieaufwand
Gold und Silber waren die längste Zeit der Geschichte globale Zahlungsmittel. Damit war eine natürliche Knappheit an Geld gegeben. Denn um Gold und Silber aus der Erde zu holen, es einzuschmelzen und zu Münzen zu prägen, erfordert menschliche Arbeitskraft. Stollen müssen in Berge getrieben, Gestein gehämmert, Öfen geheizt und Arbeiter versorgt werden. Es ist ein Energieaufwand notwendig, um diese Zahlungsmittel herzustellen. Andersherum ausgedrückt: Ohne Energieaufwand wären die Metalle nahegehend wertlos. Auch Sand am Meer hat industriellen Nutzen, aber es ist kaum Energie notwendig, ihn aufzusammeln.
In den vergangenen 4000 Jahren gab es immer wieder Perioden, in denen Gold und Silber durch Kriege oder geologische Glücksfälle plötzlich in großer Zahl vorhanden waren. Sie führten dann aber fast immer zu Inflation - so wie Plünderungen des Azteken- und des Inka-Reichs durch die Spanier im 16. Jahrhundert. Das dort geraubte Silber und Gold zerstörte innerhalb der folgenden Jahrzehnte die Wirtschaftsstruktur des spanischen Reiches und leitete so dessen Niedergang ein.
Die meiste Zeit aber hatten Volkswirtschaften mit dem Gegenteil zu kämpfen: Es war zu wenig Geld im Umlauf, was die wirtschaftliche Entwicklung hemmte. Kriege waren meist kurz und abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dem 30-jährigen Krieg und den Napoleonischen Kriegen auch auf das Schonen der Soldatenleben ausgerichtet.
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Zentralbanken zentralisierten die Goldvorräte
1913 wurde in den USA die amerikanische Zentralbank gegründet. Der Goldstandard, also die freie Konvertierbarkeit von Papiergeld in Gold, galt bereits in meisten Ländern weltweit. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs änderte sich das: Nahezu alle kriegführenden Staaten setzten den Goldstandard aus. Möglich war das, weil Gold nahezu aus dem Umlauf entzogen worden war und stattdessen in den Tresoren der Zentralbanken lag. Es war damit der Kontrolle des Volks entzogen, und die Regierung konnte Banknoten drucken, um den Krieg zu finanzieren. Energie dafür ist im Fiat-System nicht mehr notwendig. Ein Knopfdruck genügt. 1971 wurde die Golddeckung dann völlig aufgegeben. Dabei spielte der kostspielige Vietnamkrieg eine wichtige Rolle.
Moderne Kriege werden nicht mehr durch Brillanz des Feldherrn oder Mut der Soldaten entschieden. Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg sind Kriege Materialschlachten. Es gewinnt, wer schneller mehr produzieren kann. Um das zu erreichen, muss eine Regierung die Sparreserven und Produktionskapazitäten des eigenen Landes anzapfen. Merz kündigte dies übrigens schon vor über einem Jahr. Mehr dazu in:
Eine gesteigerte Geldmenge macht sich durch Inflation erst zeitverzögert bemerkbar. Der „Cantillon-Effekt“ beschreibt dieses Phänomen: Wer Geld schaffen kann, kann dieses ausgeben, bevor die Inflation die Preise erhöht. Je näher man sich an der Geldquelle befindet, desto stärker profitiert man von diesem Effekt.
Die gewaltigen Kriegsausgaben der EU werden sich in den kommenden Jahren als Inflation bemerkbar machen. „Sondervermögen“ sind nichts anderes als eine stille Enteignung der eigenen Bürger, um den Krieg zu finanzieren.
Auch der aktuelle Wettlauf zwischen China und den USA um das Erlangen der Superintelligenz (AGI) ist unter diesem Gesichtspunkt zu sehen. Es werden Unmengen von Geld mobilisiert, um die wirtschaftliche Materialschlacht zu gewinnen.
Und somit sind die steilen Kursanstiege von Bitcoin und Gold - beides durch Energie gedeckte Währungen - nichts anderes als die Wasserstandsmelder dieser Entwicklung. Gedeckt wird Bitcoin derzeit von 26 Gigawatt Rechenleistung pro Tag.
Sollte sich eine harte Währung, wie Bitcoin oder Gold, am Ende wieder als Zahlungsmittel durchsetzen, würde dies zwar nicht das Ende aller Kriege, aber das Ende aller langen Kriege bedeuten. Denn unter einem Bitcoin-Standard endet der Krieg dann, wenn die Reserven einer Regierung aufgebraucht sind. Das schwebte Kriegsgegner Ford auch vor. Er hatte durchschaut, dass erst die Schaffung einer Zentralbank 1913 einen Kriegseintritt der USA möglich gemacht hatte. Seine Worte klingen erschreckend zeitgemäß:
“With the international bankers, the fostering, starting and fighting of a war is nothing more nor less than creating an active market for money, a business transaction. If the different countries of the international groups are at war, that makes no difference. No matter who loses the war, there have been a great many loans – the gold system always wins. *The young men from eighteen to thirty fight the war and are maimed or killed, the internationalists are safe and prosperous.”*
Fords Energie-Währung fand bei der Regierung verständlicherweise wenig Anklang. 1924 ließ Ford das Muscle-Shoals-Projekt fallen. Der Damm, das Wasserkraftwerk und die Nitrat-Fabrik wurden erst 1934 fertiggestellt unter Präsident Theodore Roosevelt. Der hatte ein Jahr zuvor, den privaten Goldbesitz unter Strafe gestellt und anschließend die Reserven neu bewertet.
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Quellen:
Henry Ford envisioned Muscle Shoals as manufacturing center
Engines of Our Ingenuity: Muscle Shoals
Henry Ford’s Energy Standard: A 100-Year Old Bitcoin Prediction
New York Tribune, 4.12.1921